Warnung vor „Durchlaufkonten“: Kriminelle machen hilfsbereite Jugendliche zu Geldwäschern – Bereits mehrere Fälle in Bremerhaven und umzu

Die Polizei Bremerhaven warnt vor einer kriminellen Methode, die aus hilfsbereiten Menschen unwissentlich Mittäter in einer Geldwäsche-Angelegenheit macht. In der Seestadt und der Umgebung sind bereits mehrere solcher Fälle polizeilich bekanntgeworden. Die Rede ist von sogenannten Durchlaufkonten.
Bei dieser Methode werden insbesondere Jugendliche oder junge Erwachsene auf öffentlichen Plätzen, beispielsweise auf Schulhöfen, an Bahnhöfen, etc., von fremden Personen angesprochen. Aber auch Snapchat oder TikTok sind Online-Plattformen, über die die Täter ihre Opfer kontaktieren.
Diese gaukeln vor, dass ihre Debitkarten (Sparkassenkarte, EC-Karte) angeblich gesperrt seien. Sie bitten darum, Geld auf das Konto der Betroffenen zu überweisen, die wiederum das Geld dann in bar abheben und übergeben sollen. Als Dank oder Lohn dürfen sie einen Teil (z.B. 100 Euro) behalten.
Entgegen der ersten Angabe, dass z.B. nur 500 Euro überwiesen werden, transferieren die Täter mitunter höhere Summen im vierstelligen Bereich. Das Geld, das auf dem Konto eingeht, stammt jedoch aus kriminellen Machenschaften, beispielsweise aus Phishing-Betrug, Online-Betrug oder Identitätsdiebstahl. Wer dieses Geld weiterüberweist oder bar abhebt, hilft unwissentlich den Tätern, ihre Spuren zu verwischen. Rechtlich gesehen stellt diese Handlung eine Geldwäsche dar.
Doch damit nicht genug: Es liegen der Polizei Fälle vor, in denen das tägliche Limit der Betroffenen nicht ausreicht, um die Gesamtsumme am Geldautomaten abzuheben. In der Folge setzen die Täter die Betroffenen dann unter Druck oder bedrohen sie sogar, das Geld auf andere Art abzuheben. Die Betroffenen leiten in ihrer Not das Geld dann wiederum an ihre Freunde weiter, die den Restbetrag abheben sollen. So werden es immer mehr Beteiligte, die sich der leichtfertigen Geldwäsche strafbar machen.
Welche Konsequenzen drohen?
- Strafverfahren: Geldwäsche ist eine Straftat nach § 261 StGB. Neben der Möglichkeit, dass die Polizei mit einem Durchsuchungsbeschluss vor der Tür stehen kann, drohen hohe Geldstrafen oder sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.
- Konto-Sperrung: Banken erkennen verdächtige Transaktionen und können Ihr Konto sperren oder kündigen. Hiesige Geldinstitute berichten, dass bereits einige Konten bei Heranwachsenden aufgrund der Vorfälle gesperrt wurden. Ohne Bankkonto werden alltägliche finanzielle Angelegenheiten erheblich erschwert. Banken sind zudem gesetzlich verpflichtet, auffällige Transaktionen bei der FIU (Zoll) zu melden. Somit erhalten auch die Ermittlungsbehörden Kenntnis davon.
- Schufa-Eintrag: Eine Kontokündigung oder strafrechtliche Verurteilung kann zu einem negativen Eintrag in Ihrer Schufa führen. Das beeinträchtigt Ihre finanzielle Zukunft, z. B. beim Abschluss von Mietverträgen oder Krediten.
- Haftung für entstandene Schäden: In manchen Fällen können Geschädigte versuchen, das von Ihnen weitergeleitete Geld von Ihnen zurückzufordern.
- Mitschuld an weiteren Straftaten: Die Täter und Täterinnen nutzen Ihr Konto, um Gelder aus kriminellen Aktivitäten zu verschleiern. Sie können so unwissentlich Teil einer groß angelegten Betrugsstruktur werden.
Wie kann man sich schützen?
- Überweisen oder empfangen Sie niemals Geld für Fremde! Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und nehmen Sie sich Zeit, Angebote zu hinterfragen.
- Seien Sie misstrauisch bei Jobangeboten, die „schnelles Geld ohne Arbeit“ versprechen.
- Geben Sie Ihre Bankdaten niemals leichtfertig weiter! Seriöse Arbeitgeber benötigen keine privaten Kontodaten im Bewerbungsprozess.
- Melden Sie verdächtige Angebote der Polizei! Selbst wenn Sie sich nicht sicher sind, hilft eine Meldung möglicherweise, kriminelle Netzwerke aufzudecken.
Wenn Sie glauben, dass Sie in eine solche Masche geraten sind oder bereits Geldtransaktionen für Fremde (bewusst oder unbewusst) durchgeführt haben:
- Melden Sie sich sofort bei der Polizei! Erstatten Sie Anzeige, um sich rechtzeitig zu schützen.
- Informieren Sie Ihre Bank und lassen Sie verdächtige Transaktionen prüfen. Falls notwendig, sperren Sie Ihr Konto, um weiteren Missbrauch zu verhindern.
- Sammeln Sie alle Informationen, die Ihnen vorliegen (Chatverläufe, E-Mails, Kontobewegungen), um den Ermittlungsbehörden bei der Aufklärung zu helfen.
Weitere Informationen und Tipps finden Sie unter https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/geldwaesche/